Der Maisanteil an der Ackerfläche oder der landwirtschaftlichen Nutzfläche eines Betriebes stellt kein Kriterium oder Indiz für eine mangelnde Umweltverträglichkeit dar. Das erläuterte Thorsten Breitschuh von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft im Rahmen des Forums „Mais – bedeutsam, wirtschaftlich, nachhaltig“ auf der Grünen Woche in Berlin.
Mais wird in Deutschland derzeit auf 19,4 Prozent der Ackerfläche angebaut. Die nachhaltige Wirtschaftsweise von Betrieben mit hohen Maisanteilen wird in der Gesellschaft oft bezweifelt. Breitschuh widerlegte dies nun anhand einiger Untersuchungsergebnisse. So ließe sich feststellen, dass ein steigender Maisanteil zwar mit einer sinkenden Kulturartendiversität einherginge, gleichzeitig aber auch eindeutige ökologische Vorteile damit verbunden seien.
Breitschuh analysierte beispielhaft vier Mais anbauende Betriebe hinsichtlich der Kriterien umweltverträglicher Landbewirtschaftung (KUL) gemäß unterschiedlicher Parameter in den Kategorien Nährstoffhaushalt, Bodenschutz, Pflanzenschutz, Landschafts- und Artenvielfalt, Energiebilanz und Treibhausgase. Dieses Kriteriensystem KUL wurde bislang in 395 Betrieben über die Jahre gerechnet weit über 600-mal zur Analyse der ökologischen Situation eingesetzt und erlaube somit weitergehende Aussagen zu den Zusammenhängen.
Alle vier Betriebe mit Maisanteilen von 20 % bis 85 % erfüllten weitgehend die Anforderungen an die Nachhaltigkeit, die aus den sechs Kategorien mit insgesamt 24 Indikatoren abgeleitet werden können. Die wenigen Überschreitungen der Toleranzgrenzen je Betrieb seien eher dem Management als dem Maisanteil anzulasten. Hohe Maisanteile bewirken eine Verbesserung der Energieeffizienz und des Energiesaldos. Der Aufwand an Pflanzenschutzmitteln verringert sich, die spezifischen Treibhaus-Emissionen im Pflanzenbau zeigen einen abnehmenden Trend mit zunehmendem Maisanteil an der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Die Erosionsdisposition und der Humussaldo zeigen keinen Zusammenhang mit dem Maisanteil an der Ackerfläche. Kompensatorische Maßnahmen wie etwa Begrünungspflanzen, Wirtschaftsdünger oder Mulchsaaten dürften in dieser Hinsicht sehr wirksam sein, erklärte Breitschuh.
Eine Ausnahme bildet der Indikator „Kulturartendiversität“. Diese Anforderungen würden mit zunehmendem Maisanteil immer weniger erfüllt. Diesem können die Landwirte nur mit dem Anbau weiterer Kulturpflanzen, beispielsweise in spezialisierten Veredlungsbetrieben oder beim Maisanbau für die Biogaserzeugung durch Rand- oder Zwischenkulturen, entgegenwirken.
In solchen Betrieben sei auch in Zukunft aus wirtschaftlichen Erwägungen mit hohen Maisanteilen zu rechnen. Bei Einhaltung der Toleranzbereiche der verschiedenen Umweltindikatoren sei diesbezüglich jedoch nicht von einer Umweltgefährdung auszugehen, sagte Breitschuh. Entscheidend für die Umweltverträglichkeit ist seiner Ansicht nach nicht der Maisanteil im Betrieb, sondern das einzelbetriebliche Management.
Nachhaltige Entwicklung fußt auf drei Säulen, neben der Ökologie auch die Ökonomie und das Soziale. Zu den ökologischen Kriterien zählen beispielsweise der Humussaldo, die Pflanzenschutzintensität oder die Fruchtartendiversität. Zur Ökonomie gehören Faktoren wie Betriebseinkommen, die Rentabilitätsrate oder die Eigenkapitalquote und zu den sozialen Faktoren werden Urlaub, Altersstruktur oder der Anteil von Frauen gerechnet.
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