Pflanzenschutz

Unkräuter im Mais sind weitgehend ortstreu

26.01.2006

Die Bewirtschaftungsweise und das Wirkungsspektrum der eingesetzten Herbizide haben einen enormen Einfluss auf die Artenzusammensetzung der Unkrautflora im Mais. Zu diesem Ergebnis kommt Dr. Jörg Mehrtens aus Stuttgart, nachdem er im Rahmen seiner wissenschaftlichen Arbeit fünf Jahre lang an 2602 Standorten die Zusammensetzung und Veränderung der Unkrautflora im Mais dokumentierte. Mehrtens, dessen Arbeit mit dem DMK-Förderpreis 2005 ausgezeichnet wurde, fand insgesamt 204 Unkrautarten aus 32 Pflanzenfamilien. Darunter waren 166 dikotyle Unkrautarten. Daneben registrierte er 36 monokotyle Arten und zwei Vertreter der Schachtelhalmgewächse. Obwohl die Artenvielfalt insgesamt sehr hoch ist, laufen im Durchschnitt auf einem einzelnen Standort lediglich elf Unkrautarten auf. Die Unkrautdichte betrug 192 Pflanzen/qm. Diese geringe Zahl der Unkrautarten kann für den Landwirt vorteilhaft sein, sofern er die richtige und effektive Bekämpfungsstrategie wählt, meint Mehrtens. Allerdings liege auch genau darin die Herausforderung. „Das Wirkungsspektrum der verwendeten Herbizide bestimmt primär, welche Unkrautarten zu- oder abnehmen werden“, erklärt Mehrtens. Die Veränderungen in der Artenzusammensetzung seien ein ständiger Prozess. „Es darf nicht übersehen werden, dass es durch den Herbizideinsatz nicht nur zu einem Zurückdrängen oder bei Wirkungslücken zur Förderung von Arten, sondern auch zu Umschichtungen innerhalb einer Population kommen kann“, sagte Mehrtens. Dieses sei insbesondere bei den Arten der Fall, die aufgrund ihres schnellen Entwicklungszyklusses in mehreren Wellen auflaufen. Dazu zählen beispielsweise der Schwarze Nachschatten (Solanum nigrum), einjähriges Bingelkraut (Mercurialis annua) und die Hühnerhirse (Echinochloa crus-galli). Durch Herbizide, die nur die erste Auflaufwelle erfassen, werde der Teil der Population selektiert, der später aufläuft. Dadurch verschiebe sich laut Mehrtens das Unkrautspektrum im Laufe der Zeit hin zu den spät auflaufenden Unkräutern. „Dieser Prozess deutet sich seit einiger Zeit besonders bei den Unkrauthirsen an“, erläuterte Mehrtens. Mehrtens verwies darauf, dass es ungeheuer wichtig sei, die Unkrautflora genau zu beobachten, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen und probate Bekämpfungsstrategien entwickeln zu können. Die meisten Unkrautarten kommen unabhängig von ihrer Vermehrungsweise über Jahre hinweg an den gleichen Stellen vor. „Sie sind weitgehend ortstreu. Dafür sorgen bei den meisten Ackerunkräutern die begrenzten Möglichkeiten für eine natürliche räumliche Ausbreitung im Bestand über ihre Samen. Auch der Transport von Samen durch Bodenbearbeitung und Ernteverfahren habe darauf keinen gravierenden Einfluss“, erklärte Mehrtens. Aufgrund dieser Erkentnisse im Hinblick auf die sich kaum verändernden Verteilungsmuster der Verunkrautung einer Fläche würde es sich anbieten, mit den Möglichkeiten des precision farmings eine gezielte Bekämpfung durchzuführen, meinte Mehrtens.