Nachwachsende Rohstoffe/Technologie

Mais bietet vielfältige Verwertungsmöglichkeiten

28.02.2006

Bekleidung aus Pflanzenfasern wie Baumwolle, Flachs oder Hanf zu tragen ist Standard. Aber T-Shirts aus Mais? Auch das ist längst Realität, berichtet das Deutsche Maiskomitee e.V. (DMK). Der Schlüssel lautet Polymilchsäure, auch Polylactid (PLA) genannt. Der Bergsportausrüster Salewa bietet seit dem vergangenen Jahr Kleidungsstücke aus so genannten Ingeo-Fasern an. Diese Faser wird aus Maisstärke hergestellt, ist sehr funktionell und hat natürlich eine herausragende Umweltbilanz. Bislang bildete ausschließlich Erdöl die Basis für die Herstellung von funktioneller Sportbekleidung, die die Feuchtigkeit vom Körper weg transportiert. Doch dank PLA ist auch die winddichte und wasserabweisende Funktionsjacke auf pflanzlicher Basis keine Utopie mehr. Als Ausgangsmaterial eignen sich Getreidepflanzen wie Mais, die Glucose enthalten. Im Produktionsprozess wird die Stärke aus dem Maiskorn extrahiert. Mit Hilfe von Enzymen werden die Stärkemoleküle in Traubenzuckermoleküle aufgespalten. Bakterien wandeln diese dann in Milchsäure um. Die einzelnen Milchsäuremoleküle werden wiederum zu kettenförmigen Polymilchsäuremolekülen verknüpft. Diese Polymilchsäure ist bei Raumtemperatur ein fester Kunststoff und dient als Vorstufe zur Faser. Sie lässt sich so verarbeiten wie Kunststoffe auf Erdölbasis. Der Kunststoff wird durch Erhitzen geschmolzen und durch feine Düsen gepresst. Auf diese Weise entstehen elastische Fäden, die zu Stoffen verwebt werden können. Aus Mais hergestellte PLA ist ungeheuer vielfältig verwendbar. In der Medizin beispielsweise nähen Mediziner seit über 30 Jahren Wunden mit Fäden aus PLA. Es sei auch möglich, Implantate oder Wirkstoffträger aus PLA herzustellen. Damit könne sich beispielsweise eine Schraube nach einem Knochenbruch im Körper selbst abbauen und eine zweite Operation zur Herausnahme ersparen. Auch für die Lebensmittelwirtschaft wird PLA zunehmend interessanter. Immer mehr Firmen greifen auf die natürliche Verpackung in Form von Kartons oder Klarsichtfolien zurück. Die Idee, aus Naturprodukten Kunststoffe herzustellen, existiert schon lange. Schon in den 30er Jahren wurde dies umgesetzt. Allerdings war die Produktion immer sehr kostspielig und die Produkte wurden lediglich in besonderen Fällen - wie etwa bei der Wundvernähung - eingesetzt. Erst mit der preiswerteren Alternative der Gewinnung von Milchsäure aus Pflanzenzucker wurden auch andere Verwendungszecke wirtschaftlich interessant. Das Besondere an Polymilchsäure ist die biologische Abbaubarkeit, denn im Gegensatz zu den Kunststoffen aus Erdöl enthalten die Kunststoffe auf Pflanzenbasis keine aromatischen Verbindungen. Innerhalb von acht bis zehn Wochen werden Produkte aus PLA unter den entsprechenden Bedingungen biologisch abgebaut.