Ökonomie/Markt

Finanzierungsbedarf in der Landwirtschaft steigt - aber geringe Insolvenzquote

29.11.2005

Die Landwirtschaft sei aus Bankensicht ein interessantes Geschäftsfeld, meinte Karl-Jochen Wick, Abteilungsleiter Kredit bei der DZ Bank in Hannover, im Rahmen der Jahrestagung des Deutschen Maiskomitees e.V. (DMK) in Magdeburg. Der Finanzexperte analysierte, wie die Banken auf den Strukturwandel in der Landwirtschaft sowie die sich ändernden agrarpolitischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen reagieren. Darüber hinaus zeigte er auf, welche Konsequenzen sich daraus für die Landwirte ergeben. Die Entwicklungen in der Landwirtschaft führen nach Ansicht von Wick dazu, dass der Kapitalbedarf aufgrund des technischen Fortschritts, größerer Wachstumsschritte und der Substitution von Arbeit durch Kapital insgesamt steige. Der Eigenkapitalzuwachs halte mit der Betriebsentwicklung nicht Schritt und daher wüchse auch der Fremdkapitalanteil bei langfristigen Investitionen. Kurzfristige Finanzierungen würden vor allem nachgefragt, damit die Landwirte ausreichend Handlungsspielraum zur Reaktion auf Marktschwankungen zum Beispiel durch das Lagern von Getreide im Winter bis zum Verkauf im Frühjahr hätten. Moderne Finanzierungssysteme wie etwa die Bankbürgschaften zur Absicherung bei Milchquotenkäufen oder die sogenannten CAPs, flexible Finanzierungssysteme mit definierten Zinsober- und Zinsuntergrenzen, gewännen vor diesem Hintergrund immer mehr an Bedeutung. Wick betonte, dass der Realkredit zunehmend an Bedeutung verliere und der Personenkredit auch als Folge von Basel II wichtiger werde. Das bedeute, dass Sicherheiten im Rahmen der Kreditentscheidung an Bedeutung verlören. Die personenbedingte Kreditvergabe erfolge heute bonitätsorientiert und sei wesentlich vom Rating des Landwirts abhängig. In der Regel sind die Landwirte bei den Banken gern gesehene Kunden, weil die Insolvenzquoten in der Landwirtschaft im Vergleich zu anderen Branchen deutlich geringer sind und die Banken weniger Kreditausfälle zu befürchten haben. Allerdings müssen sich die Landwirte darauf einstellen, dass die Banken im Rahmen eines Ratings umfangreiche Anforderungen stellen und prüfen. Zum einen steht der Unternehmer selbst mit seiner persönlichen und fachlichen Eignung auf dem Prüfstand. Zum anderen werden die wirtschaftlichen Verhältnisse und die Unternehmensplanung untersucht. Dazu zählen unter anderem die Beurteilung der Jahresabschlüsse auch im Branchenvergleich, die Beurteilung der Vermögensverhältnisse sowie die Beurteilung des Investitionsplanes, des Finanzierungsplanes und der Ergebnis- und Liquiditätsplanung.