Aussaat/Anbau/Ernte

Expertenstimmen zur Maisbestandsentwicklung

26.07.2023

Wie schon in den Vorjahren hat das Deutsche Maiskomitee e.V. (DMK) auch in diesem Jahr einige Mais-Anbauberater zum Verlauf der Aussaat, der Bestandsentwicklung und regionalen Besonderheiten befragt. Nachfolgend eine Zusammenfassung der Ergebnisse:

Mecklenburg-Vorpommern: Dr. Hubert Heilmann, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei

Bis Anfang April waren die Böden meist gut mit Wasser versorgt. Teilweise gab es aufgrund mangelnder Befahrbarkeit geringe Aussaatverzögerungen. Die Aussaat verlief überwiegend ohne besondere Beeinträchtigungen. In den Folgemonaten Mai und Juni fielen an manchen Orten praktisch keine Niederschläge. Die Oberböden trockneten zusehends aus. Mitte Mai war die Maisaussaat weitgehend abgeschlossen (bis auf Mais nach GPS). Die Bestände liefen trotz zunehmender Dürre bis Ende Mai auf.

Es zeichnete sich jedoch bereits in diesem Jahr schon sehr schnell ab, dass besonders Mais, der quasi als Zweitfrucht nach Getreide-Ganzpflanzen bestellt wurde, besonders mit den widrigen Witterungsbedingungen zu kämpfen hatte (Frühsommer-Trockenheit). Nach Getreide-Ganzpflanzen waren die Böden besonders ausgetrocknet, die Maiskeimung und -entwicklung gehemmt. Besonders auf leichteren, sandigen Böden dürfte dieses Jahr zeigen, wo bei Mais nach GPS die „Grenzen" liegen.

Die Trockenheit, die bis Ende Juni/Anfang Juli anhielt, hemmte die schnelle Entwicklung der Bestände. Nach dem Regen Anfang Juli setzte eine gewisse Erholung ein. Nach wie vor differenzieren die Maisbestände aber optisch nach Bodenqualität, regionalen Niederschlägen und Aussaattermin/Vorfrucht.

Derzeit befindet sich der Mais noch im Stadium des Längenwachstums. Der Zuflug des Maiszünslers steht bevor. Gelegentlich kam es bei Starkwinden zum sogenannten „Greensnapping“ (rasiermesserscharfes Abbrechen von Stängeln an einem Knoten). An einzelnen Sorten konnte stärkerer Befall mit Blattflecken beobachtet werden. Je nach Standort zeigt der Mais tagsüber eine häufig ausgeprägte „Starrtracht“ – zunächst eine Schutzreaktion bei Trockenheit und Hitze, die allerdings in Dürreschäden übergehen kann. Besonders kritisch wäre diesbezüglich der bevorstehende Übergang in die Blühphase.

Ausblick: Die Juli-Niederschläge werden entscheidend sein, wie die diesjährigen Maiserträge ausfallen werden. Noch sind vielerorts die Böden in Mecklenburg-Vorpommern unzureichend mit Wasser versorgt. Ohne weitere Niederschläge wird es "eng" bis zum Fahnenschieben/Maisblüte.

 

 

Region Südwest (Baden-Württemberg/Rheinland-Pfalz): Dr. Hubert Sprich, Cornexo GmbH

Vor allem in der Südpfalz, aber auch im Norden von Baden-Württemberg leidet der Mais deutlich unter der seit Ende Mai anhaltenden Trockenheit, während es im Süden deutlich besser aussieht. Insgesamt wird es aber wohl kein gutes Jahr für den Mais im Südwesten. Die Aussaat verzögerte sich durch Niederschläge und kühle Bedingungen im April um gut zwei Wochen gegenüber den Vorjahren, sodass sie auch in den traditionell frühen Gebieten am Oberrhein und der Südpfalz erst nach dem 20. April erfolgte. Eine Folge des meist nassen Bodens war ein grobscholliges Saatbeet, dazu kamen kühle Temperaturen, sodass der Mais verzögert und häufig ungleich auflief. Die langsame Jugendentwicklung führte zusätzlich zu Verlusten durch Vogelfraß und Bodenschädlinge. Im Vergleich zu den Vorjahren sind die Maisbestände 2023 deutlich inhomogener und liegen in der Entwicklung zurück, so dass wir von einer späteren Ernte als im letzten Jahr ausgehen können.

Die anhaltende Trockenperiode, die etwa ab dem 20. Mai begann und im Juni nur lokal durch Gewitterniederschläge etwas entspannt wurde, hat dazu geführt, dass die Bodenunterschiede deutlich zu sehen sind. Man findet in diesem Jahr auf einzelnen Schlägen Pflanzen, die erst 50 cm hoch sind neben Pflanzen, die bereits 180 cm hoch sind und in der ersten Juliwoche mit der Blüte begannen.

Besonders in der Südpfalz und im Norden Baden-Württembergs mangelt es an Niederschlägen. Dort hat es im Juni häufig weniger als 20 mm geregnet. Dementsprechend ist in diesen wichtigen Maisanbaugebieten mit deutlich unterdurchschnittlichen Erträgen zu rechnen. Dagegen konnten die Maisbestände im Süden von Baden-Württemberg und im Norden von Rheinland-Pfalz von Niederschlägen ab dem 20. Juni profitieren und entwickeln sich teilweise vielversprechend. Vereinzelt, wie im Zollernalbkreis, dem Kreis Lörrach und im Westerwald kam es lokal zu Starkniederschlägen, die einzelne Bestände schädigten.

Nordrhein-Westfalen: Norbert Erhardt, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Die Aussaat zog sich ungewöhnlich in die Länge, da viele Flächen aufgrund von Nässe nicht befahrbar waren. Letzte Bestände, auch Hauptfruchtmais, konnten erst Anfang Juni gesät werden. Regional, schwerpunktmäßig im Raum Soest, kam es wieder zu massiven Verlusten durch Vogelfraß. Auch Versuchsflächen kamen z. T. erst spät in die Erde. Regional kam es zu stärkeren Erosionsereignissen und Verschlämmungen nach Starkniederschlägen im Mai. Zusätzlich waren verbreitet Schäden durch Fritfliegenbefall zu finden, was im Extrem zu Pflanzenausfällen führte. Die Trockenphase im Juni hat nur vereinzelt Wachstumsdepressionen nach sich gezogen. Die Bestände konnten die späten Saattermine und die latenten Stresssituationen gut ausgleichen und Wachstumsrückstände gut aufholen. Aktuell blühen zeitig gesäte Bestände termingerecht. Die Wasserversorgung reicht in der Regel für einen ungestörten Blühverlauf, auch auf leichten Sand-Standorten. Die Unwetter ab der letzten Junidekade haben in NRW weniger Schaden angerichtet. Die Ertragsaussichten sind hier grundsätzlich nicht schlecht – in ungünstigen Lagen (Höhenlagen) sind Probleme mit zeitmäßiger Abreife nach späten Saatterminen nicht ausgeschlossen.

Schleswig-Holstein: Dr. Elke Grimme, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

Die diesjährige Maisaussaat lief im letzten Drittel des Aprils langsam an. Der überwiegende Anteil an Hauptfruchtmais wurde im Mai gedrillt, die Befahrbarkeit der Ackerflächen und angepasste Witterungsbedingungen mussten vielerorts abgewartet werden. Die Tage der Aussaat waren trotz vieler Sonnenstunden aufgrund kalter Winde recht kühl. Die Niederschläge der vorhergehenden Monate setzten sich im Mai nicht fort, doch bis über die Monatsmitte hinweg blieb es kühl. Pflanzenausfälle durch Fritfliegenbefall nach dem Auflaufen vom Mais waren gering und die jungen Maispflanzen wuchsen zunächst zügig davon. Das Risiko durch Vogelfraß hingegen wurde nicht gemindert. In den Versuchen wurde jedoch kein Vogelfraß festgestellt. Der Juni war äußerst trocken, sonnenscheinreich und warm. Mitte Juni zeigte sich mancherorts Hagelschaden an Mais. In der zweiten Junihälfte waren die Reihen beim Hauptfruchtmais geschlossen. Die warme Trockenphase dauerte bis Ende Juni. Wachstumsdepressionen sind nicht ausgeschlossen. Auf leichten Ackerflächen begann der Mais die Blätter zu rollen.

Der bereits ersehnte Regen kam im Juli, die Kombination aus Wärme und Wasser nutzte der Mais zusehends für das Wachstum. Stürme mit Niederschlägen in der ersten Juliwoche haben keinen nennenswerten Schaden im Mais verursacht. Zur anstehenden Blüte vom Mais liegen bisher gute Bedingungen zur Pollenschüttung vor. Bestände mit Zweitfruchtmais nach Ackergras oder Grünroggen hatten einen schwierigen Start, die Vorfrüchte haben viel Bodenfeuchte verbraucht. Nicht wendende Bodenbearbeitung zur Aussaat nach Vorfruchtnutzung zeigte Vorteile beim Auflaufen von Mais, doch blieben die Bestände lange im Wuchs zurück.

Brandenburg: Dr. Gert Barthelmes, Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung

Aussaaten vor dem ca. 20. April hatten infolge feucht-kühler Witterung keine Entwicklungsvorteile gegenüber Saatterminen Anfang Mai. Der anfänglich kühle Witterungsverlauf in Verbindung mit anhaltender Trockenheit von Ende April bis in die erste Junidekade beeinflusste den Aufgangder Ende April/Anfang Mai gelegten Bestände eher unwesentlich, verzögerte aber die Jugendentwicklung. Trockenschäden waren an den Jungpflanzen nicht sichtbar.Mit den ab der zweiten Junidekade einsetzenden Niederschlägen und zunehmender Erwärmung ging schließlich ein zügiges Streckungswachstum einher.Niederschläge in der dritten Junidekade (z. T. innerhalb von zwei Tagen ca. 30 bis 80 mm) bewirkten eine weiterhin gute vegetative Entwicklung. Gut entwickelte Bestände erreichen aktuellHöhen bis zu ca. 2,5 m. Seit Monatsbeginn Juli gab es jedoch erneut keine nennenswerten Niederschläge mehr, was sich nun negativ auf die Blüte, die Befruchtung und den Kornansatz auswirken kann. Besonders auf sehr leichten Böden sind aktuell Trockenstresssymptome sichtbar. Für die 30. KW empfiehlt der Pflanzenschutzdienst auf prädestinierten Schlägen den Insektizideinsatz gegen Maiszünsler.

Download