Agrarpolitik

EU-Osterweiterung: Sorgen der deutschen Landwirte unbegründet

25.11.2004

Die Sorgen und Befürchtungen der deutschen Landwirte im Hinblick auf die Osterweiterung der Europäischen Union sind weitgehend unbegründet. Das bekräftigte Dr. Peter Weingarten vom Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) in Halle im Rahmen der Jahrestagung des Deutschen Maiskomitees e.V. (DMK) in Bad Sassendorf. „Die Auswirkungen der Osterweiterung auf die Agrarmärkte werden gering sein“, sagte er. Die größten Herausforderungen für die deutsche Landwirtschaft lägen nicht in der Osterweiterung sondern in der zukünftigen Entwicklung der Landwirtschaft vor dem Hintergrund der Reform der europäischen Agrarpolitik und der derzeitigen Verhandlungen der Welthandelsorganisation WTO. Zudem müsse sich die Landwirtschaft auf die sich ändernden Ansprüche der Gesellschaft an die landwirtschaftlichen Produktionsweisen einstellen. Die Osterweiterung biete für die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft vielmehr die Chance, sich in dem um 74 Millionen Verbraucher gewachsenen Binnenmarkt Marktanteile zu sichern. Die Kaufkraft sei zwar relativ gering, allerdings seien durch die Erweiterung auch die Handelsbarrieren gefallen. „Es besteht heute weitgehend Einigkeit darüber, dass es nicht zu einer Exportschwemme kommen wird“, meinte Weingarten. Die Hektarerträge lägen in den Ländern Mittel- und Osteuropas deutlich unter denen in Deutschland. In allen wichtigen pflanzlichen Kulturen erzeugten die neuen Mitgliedsstaaten im Vergleich der Jahre 2000 bis 2002 deutlich weniger als die Länder der EU-15. Bei Getreide waren dies 27 % der Menge der EU-15, bei Zuckerrüben 17 %, bei Raps 28 % und bei Wein 4%. Für Milch, Schweine- und Geflügelfleisch lagen die Werte bei 18 % bis 22 %, für Rindfleisch hingegen lediglich bei 8 %. Auch die Vorteile des deutlich geringeren Lohnniveaus von etwa 3 Euro pro Stunde und der niedrigen Pachten würden sich bei näherer Betrachtung aufheben. „Durch die geringe Arbeits- und Flächenproduktivität werden sie weitgehend aufgezehrt“, erklärte Weingarten. Im Hinblick auf die Direktzahlungen an die Landwirte entstünden den Landwirten in den neuen EU-Staaten zunächst sogar Wettbewerbsnachteile, erläuterte Weingarten. In den Beitrittsverträgen sei festgelegt, dass die Zahlungen schrittweise bis 2013 an das Niveau der EU-15 angepasst würden. In diesem Jahr wären 25 % vereinbart, wobei die jeweiligen Staaten diesen Wert um 30 % aufstocken könnten. Aufgrund der festgelegten Referenzerträge, die wesentlich geringer als in Deutschland ausfallen, erhalten polnische Landwirte in diesem Jahr für Getreide demnach 104 Euro/ha. Da die Landwirte in den neuen Mitgliedsstaaten in der Regel aber die gleichen Umwelt- und Qualitätsstandards wie die Landwirte in der EU-15 erfüllen müssten, ergebe sich hieraus wiederum eher ein Vorteil für die deutsche Landwirtschaft, betonte Weingarten.