Agrarpolitik

Agrarreform verlangt mehr unternehmerisches Handeln

25.11.2004

Der Rückzug der Politik aus dem Markt fordert die Landwirte zu mehr unternehmerischem Handeln heraus. Das sei die Konsequenz aus der Umsetzung der Europäischen Agrarreform, an deren Ende die Landwirte eine einheitliche Flächenprämie erhalten, unabhängig davon, was sie auf ihrer Fläche anbauen, betonte Dr. Martin Berges von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen im Rahmen der Öffentlichen Vortragsveranstaltung während der Jahrestagung des Deutschen Maiskomitees e.V. (DMK) in Bad Sassendorf. Die Prämien seien ein eigener Einkommensbeitrag, der keine Folgen mehr auf den Markt haben werde. „Damit erhöhen sich aber auch die Anforderungen an fachliches Wissen und unternehmerisches Handeln. Wer seinen Betrieb kennt, die Kosten im Griff hat und den Betrieb entwickelt, wird in dieser Reform mehr Chancen als Risiken erkennen“, sagte Berges. In Zukunft sind die Prämienzahlungen vollständig von der Produktion gelöst. Zahlungsvoraussetzung ist nicht mehr das Produktionsprogramm sondern lediglich die Pflege der Flächen. „Bei der gegebenen und in der Regel begrenzten Flächenausstattung ist das einzelbetriebliche Ziel deshalb die optimale Flächenverwertung“, erklärte Berges. Jeder Landwirt müsse darüber nachdenken, ob er die vorhandenen Produktionsverfahren beibehalte, in Wachstum investiere oder sogar aufhöre. Die Reform der Europäischen Agrarpolitik werde dazu führen, dass der Weltmarkteinfluss steige und die Schwankungen der Marktpreise zunehmen würden. Die einzelbetriebliche Strategie hänge deshalb von den betrieblichen und persönlichen Fähigkeiten und Kapazitäten ab. Entscheidend sei die Frage der Rentabilität ohne Prämienzahlung. Das neue System führt für die Landwirte zu erheblichen Verschiebungen auf der Einkommensseite. Besonders flächenarme Rinder und Milchvieh haltende Betriebe, die zusätzliche die Senkung des Milchpreises durch die Rückführung der Interventionspreise verkraften müssen, sind davon negativ betroffen. Deshalb hat sich Deutschland für ein Kombinationsmodell mit einem betriebsindividuellen Teil, der sich an den Tierprämien orientiert, und einem flächenbezogenen Teil für eine Übergangsphase von fünf Jahren entschieden. Danach wird der betriebsindividuelle Teil schrittweise bis 2013 zu Gunsten der Flächenprämie abgebaut. Die Flächenprämien variieren von Bundesland zu Bundesland.